Wissenschaftler der Universität Berkeley haben über 100 Vergleichsstudien zur ökologischen und herkömmlichen Landwirtschaft analysiert. Die Metastudie ergab, dass der Ertrag biologisch angebauter Nutzpflanzen weit höher ist, als bislang angenommen. Durch spezielle Maßnahmen ließe sich der Ertrag noch weiter dem der konventionellen Landwirtschaft angleichen.
Der Ertrag ökologischer Landwirtschaft ist nach einer Studie der UC Berkeley mit dem Ertrag aus konventioneller Landwirtschaft vergleichbar. Foto: Kristin Stringfield
Die Studie [ 1 ] greift das weit verbreitete Vorurteil an, dass ökologische Landwirtschaft mit ihren naturschonenden Anbaumethoden im Vergleich zur chemieorientierten intensiven Landwirtschaft deutlich weniger Ertrag bringt und die Weltbevölkerung nicht ernähren könnte.
„Mit dem für die nächsten 50 Jahre erwarteten starken Anstieg des globalen Nahrungsmittelbedarfs muss die ökologische Landwirtschaft unbedingt genauer betrachtet werden. Denn neben den Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die Umwelt nimmt die Fähigkeit des Kunstdüngers, den Getreideertrag zu erhöhen, ab“, sagte Claire Kremen, Seniorautorin der Studie, Professorin für Umweltwissenschaften und Kodirektorin des Berkeley Food Institute.
Biolandwirtschaft ertragreicher als erwartet
In ihrer Metastudie analysierten die Forscher das Datenmaterial von 115 Untersuchungen, die ökologische Landwirtschaft und konventionelle Landwirtschaft miteinander vergleichen. Sie fanden heraus, dass ökologische Landwirtschaft etwa 19,2 Prozent weniger Ertrag bringt als konventionelle Landwirtschaft. Dies ist ein deutlich kleinerer Unterschied als in früheren Abschätzungen.
Voreingenommene Vergleichsstudien
Die Forscher betonen, dass die verfügbaren Vergleichsstudien häufig voreingenommen zu Gunsten konventioneller Landwirtschaft sind und wahrscheinlich daher die Beurteilung des Ertragsunterschieds überhöht wurde. Weiter fanden sie heraus, dass durch die Optimierung der ökologischen Anbaumethoden der Ertragsunterschied sehr klein gehalten werden kann. Besonders stellen sie hierfür zwei landwirtschaftliche Methoden heraus: der Anbau mehrerer Nutzpflanzenarten pro Anbausaison zeitlich versetzt auf ein und demselben Feld sowie jährlicher Nutzpflanzenwechsel. Dadurch soll sich der Ertragsunterschied zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft auf 9 beziehungsweise 8 Prozent verringern lassen.
Biolandwirtschaft kann mit konventioneller gleichziehen
Wie die Wissenschaftler herausfanden, sind die Ernteerträge für manche Feldfrucht im ökologischen und konventionellen Anbau nahezu gleichrangig, beispielsweise für Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen.
„Unsere Studie legt nahe, dass durch angemessene Investition in landwirtschaftliche Forschung zur Verbesserung des ökologischen Managements und in die Zucht von Kulturpflanzen für die Biolandwirtschaft die Ertragsdifferenz verringert werden könnte, für manche Nutzpflanzen oder Regionen ließe sie sich sogar ausgleichen“, sagte Lauren Ponisio, Erstautor der Studie. „Das ist insbesondere richtig, wenn wir die Natur durch die Schaffung ökologischer Betriebe nachahmen, die wichtige biologische Wechselwirkungen nutzen, etwa die Vorteile der Stickstofffixierung durch […] Hülsenfrüchte“.
Keine Alternative zu ökologischem Anbau
„Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass unser gegenwärtiges landwirtschaftliches System weit mehr Nahrung produziert als für die Versorgung aller auf diesem Planeten benötigt wird“, sagte Kremen. „Den Hunger auf der Welt auszumerzen erfordert, den Zugang zu Nahrungsmitteln zu verbessern, nicht einfach die Produktion. Ebenso ist die Erhöhung des Anteils der Landwirtschaft, die nachhaltige, biologische Anbaumethoden nutzt keine Wahlmöglichkeit, es ist eine Notwendigkeit. Wir können einfach nicht so weitermachen und Nahrung produzieren, ohne auf unsere Böden, unser Wasser und die biologische Vielfalt zu achten“.
Links
[ 1 ] Lauren C. Ponisio et al.: Diversification practices reduce organic to conventional yield gap; Proceedings of the Royal Society B, January 2015, Volume: 282, Issue: 1799, DOI: 10.1098/rspb.2014.1396, published 10 December 2014
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/282/1799/20141396
Berkeley Food Institute
http://food.berkeley.edu